Historie des Musikverein Herbstein 1913 e.V.
Am 1.Juli 1913 versammelten sich einige Herbsteiner Musikfreunde und gründeten den Musikverein Herbstein.
In §1 der Satzungen hieß es, dass der Musikverein es sich zur Aufgabe macht, die Musik zu pflegen, indem man regelmäßige Übungsstunden abhielt, neu beitretende Mitglieder anlernte, öffentliche Konzerte und musikalische Veranstaltungen durchführte. Als Mitglied wurde nur aufgenommen, wer sich im sozialen Leben anständig bewegt und einen tadellosen Ruf genießt. Wer drei Wochen ohne genügenden Grund den Übungen fernblieb, wurde ausgeschlossen und konnte frühestens nach zwei Jahren wieder aufgenommen werden.
Zwar pausierte der Verein während des ersten Weltkrieges, doch schon am 17.Mai 1919 hielt er seine erste Nachkriegsversammlung ab. Fortan bestand der Musikverein aus einer Bläsergruppe, einer Instrumentalgruppe, einer Gesangsabteilung und einer Theatergruppe.
Ältestes bekanntes Bild des Musikvereins aus dem Jahr 1922 (Quelle: Heinrich Dehn)
Im Jahre 1925 fand ein großes Musikfest mit der Weihe der Fahne des Musikvereins statt. Die Chronik berichtet aus dieser Zeit von vielen Konzerten, Theateraufführungen, von gemütlichem Beisammensein beim Kartoffelbraten, von Kappenabenden und ähnlichen Zusammenkünften. Sie zeichnet das Bild eines aktiven und erfolgreichen Vereins in den zwanziger Jahren.
Theatergruppe 1925/1926 (Quelle: Gretel Rodemer)
Dann kam das „Dritte Reich“ und mit ihm auch die Zerschlagung des Musikvereins. Die Gesangsabteilung wurde dem Männergesangverein Bruderliebe angeschlossen und die Bläser der Standartenkapelle in Lauterbach zugewiesen.
Nach dem zweiten Weltkrieg kam das Vereinsleben nur sehr schleppend in Bewegung. Die Bläser kamen nur noch zu kurzen Proben vor den alljährlichen kirchlichen Prozessionen zusammen. Die Frage des Nachwuchses war sehr akut und es sah zum 50jährigen Bestehen im Jahre 1963 so aus, als würde der Verein mit den letzten Aktiven sang- und klanglos untergehen.
Doch Ende der sechziger Jahre erfuhr der Musikverein eine Wiederbelebung. Durch die Initiative von Josef Böttinger, Heinrich Dehn und dem damaligen Kaplan Hitzel konnten zahlreiche Jugendliche gewonnen werden, so dass sich wieder eine schlagkräftige Musikkapelle entwickelte. Bei zahlreichen Auftritten in der näheren und weiteren Umgebung, wie z.B. bei Hessen- und Europatagen, bei der Bundesgartenschau in Bonn, der „Grüne Woche“ in Berlin oder dem Treffen der Kolpingfamilien in Köln, machte der Verein verstärkt auf sich aufmerksam und vertrat zudem immer wieder die Farben unserer Heimatstadt Herbstein. Höhepunkte der Vereinsgeschichte waren jedoch die Reisen des Musikvereins 1988 und 2011 in die USA zur Steubenparade.
Die erste Uniform – Bild aus dem Jahr 1972 (Quelle: Heinrich Dehn)
Uniform angeschafft zum 65jährigen Jubiläum 1978 (Bild aus dem Jahr 1993)
Nachdem der langjährige Leiter des Musikvereins, Heinrich Dehn, Ende 1992 die Führung in jüngere Hände übergeben hatte, gab sich der Verein unter dem Vorsitz von Michael Staubach zum 1.7.1993 eine den neueren Erfordernissen angepasste Satzung. In der folgenden Zeit entwickelte der Verein nach und nach neue Strukturen.
Im Jahre 1997 übernahm Martin Fischer den Vorsitz. Mit ihm konnte der bisher eingeschlagene Weg fortgesetzt und weiter ausgebaut werden. Der Mitgliederstand sowohl der Aktiven als auch der Passiven wuchs in der Folgezeit stetig (bis zu 50 Aktive inkl. Jungbläser), und die Anfragen nach Ausbildung von Nachwuchsbläsern häuften sich zusehends.
Seit dem Jahr 2001 führt Thomas Rodemer den Verein. Verstärkt konnten aktive Mitglieder auch außerhalb der Kernstadt gewonnen werden. Eine einschneidende Veränderung für den Verein war die Integration eines Gesangsduos und die mit hohem finanziellem Aufwand verbundene Anschaffung einer Musikanlage.
Zum 90-jährigen Vereinsjubiläum 2003 wurde die Anschaffung einer neuer Uniformen realisiert und diese bei einem Frühjahrskonzert im vollbesetzten Haus des Gastes öffentlich vorgestellt. Diese sehr gelungene Darbietung bildete auch den Auftakt der Feierlichkeiten zum 90. Geburtstag des Vereins, der mit einem Sommerfest auf dem Marktplatz, einem Benefizkonzert zu Gunsten der Behinderteneinrichtungen mit dem Landespolizeiorchester Hessen und einem Vereinsausflug nach Antholz im sonnigen Südtirol begangen wurde.
Neue Uniform zum 90jährigen Jubiläum im Jahr 2003 (Quelle: Musikverein Herbstein)
Seit dem 5. Mai 2003 präsentiert sich der Verein unter www.musikverein-herbstein.de auch im Internet.
Im folgenden Jahrzehnt entwickelte sich der Musikverein Herbstein zu einem gefragten Blasorchester. Das führte zu vielen Auftritten im gesamten Vogelsberg und darüber hinaus. Mit dem Gesangsduo konnte der Verein mit hochwertiger Blasmusik überzeugen. In dieser Zeit konnte der Verein das jährliche Sommerfest „Sommer, Sonne – Blasmusik“ an Fronleichnam durchführen. Auch die Vereinsfeiern wurden fortgesetzt. Höhepunkte waren immer wieder die Fahrten mit der Fastnachtvereinigung Herbstein zu den Treffen der Schwäbisch Alemannischen Fastnacht in den Schwarzwald und nach Tirol.
Auffrischung durch neue Dirndl für die Damen 2006 (Quelle: Musikverein Herbstein)
2010 wagte sich der Musikverein Herbstein an eine neue Herausforderung. Mit der Produktion einer eigenen CD konnte der Verein seine musikalische Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen und den Leistungsstand für zukünftige Generationen dokumentieren.
Präsentation der CD beim Sommerfest „Sommer, Sonne – Blasmusik“ 2010 (Quelle: Musikverein Herbstein)
Im Jahr 2013 konnte der Musikverein sein 100-jähriges Vereinsjubiläum feiern. Zusammen mit dem Schützenverein Herbstein, der in diesem Jahr sein 150-jähriges Jubiläum feierte, wurde ein ganzes Jubiläumsjahr gestaltet. Höhepunkte waren das Festwochenende an Pfingsten mit der Teilnahme von 13 befreundeten Musikvereinen und Musikzügen.
Bild 2013
In den folgenden Jahren knüpfte der Musikverein an die erfolgreichen Vorjahre an und konnte sein Repertoire kontinuierlich ausbauen. Musikalisch wurden mit Keyboard und Gitarren die Bandbreite des Vereins erweitert.
Mit der Fastnachtsvereinigung Herbstein 2020 in Mils in Tirol (Quelle: FVH)
Der Verein steht jetzt vor dem Jahr seines 110-jährigen Bestehens. Seit einigen Jahren lässt sich ein Trend feststellen, dass immer weniger Kinder und Jugendliche den Weg zur Musik finden. Die Jugendlichen die mit Anstrengung und Freude ein Blasinstrument lernen und das Orchester verstärken, verlassen den Verein in jungen Jahren wieder. Anforderungen an Schule, Beruf oder Studium verbunden mit einem vorübergehenden Wohnortwechsel führen dazu, dass dem Verein seit einigen Jahren Nachwuchs fehlt. Mit Sorge registrieren Mitglieder und Vorstand diese Entwicklung, kann sie doch den Fortbestand des Vereins gefährden.
„Ein Mensch, der die Musik sehr liebt
und ihr viel Zeit des Lebens gibt,
die Blasmusik sein Alles nennt,
kein schöneres Hobby für sich kennt,
dem Ehrenamt viel Stunden schenkt,
und dabei nie an Reichtum denkt.
Dem Menschen gilt hier dies Gedicht
als Dankeschön für seine Pflicht.
Er ist ein Mensch von großem Glück
für unsere Heimat – Blasmusik.“
(Georg Ried)